Rosso di Montalcino Capanna 2000

Es gibt Weine, die man für besondere Gelegenheiten aufbewahrt, so zum Beispiel große Feierlichkeiten oder für bestimmte Weinkosten, wo ein Thema vorgegeben ist. Oft genug ist es mir aber passiert, dass ich gewisse Weine zu spät geöffnet und ich mich dann geärgert habe. Damit diese Fälle nicht mehr so oft vorkommen, wird jetzt mehr systematisch nach Jahrgang geöffnet, gekostet und getrunken.

Genau zum richtigen Zeitpunkt habe ich m.E. bei einem Wein den Öffner angesetzt, den ich 2002 von einer Lehrfahrt in die Toskana mit nach Hause gebracht habe. Herrn Cencioni des Betriebes Capanna in Montalcino habe ich als äußerst wortkarge Person in Erinnerung; jede Information hinsichtlich Weinbau und Kellerwirtschaft mussten wir ihm zusammen aus der Nase ziehen. Aufgetaut ist er eigentlich erst dann, als er merkte, dass wir selbst vom Fach sind und seinem Schaffen auch mit dem gebührenden Respekt begegneten.

Die Weine in den Fässer waren naturgemäß schwierig zu kosten und ließen ihr Potential für uns Fremde nur schwer erahnen. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er im Gegensatz zu den anderen von uns besuchten Betrieben dort (Caparzo z.B.), zumindest damals, den Einsatz von Barriques abgelehnt. Angenehm überrascht waren besonders die jüngeren Teilnehmer der Fahrt, dass sie noch einzelnen Flaschen ihres Geburtsjahrgangs bei ihm kaufen konnten.

Die Qualität dieses Weines hat mich stark beeindruckt, habe ich doch befürchtet, für einen Rosso di Monalcino 2000 zu spät dran zu sein. Die Farbe noch tiefrot mit einzelnen, nicht störenden Brauntonreflexen; im Geruch sauber, sehr vielschichtig, wobei der Geruch an getrocknete Feigen als dominant bezeichnet werden kann. Natürlich im Hintergrund allgemeine Aromen gereifter Rotweine: Tabak, Lakritze, aber kein Leder oder animalische Töne. Das Mundgefühl mit einer für die traditionelle Ausrichtung des Betriebes eher ungewohnten Fülle und einer Gerbstoffkomponente mit Charakter aber ohne adstringierend oder bitter zu wirken.

An diesen Wein werde ich mich noch für längere Zeit erinnern. Sein Brunello 97 liegt noch im meinem Keller, aber ich denke nicht mehr lange…

P.S.: Vielleicht hat ein(e) der teilnehmenden Kolleg(inn)en den Preis aufgeschrieben? Ich weiß ihn leider nicht mehr.

4 Gedanken zu „Rosso di Montalcino Capanna 2000

  1. Den Rosso und den einfachen Brunello finde ich auch vom Geschmack und der Sensorik her eher traditionell. Im Vergleich mit manchen anderen Produzenten, die bereits ihre Rossos im Barrique ausbauen. „La Casa“ kenne ich zugegeben nicht.

  2. Das Weingut Caparzo hat eine etwas internationalere Ausrichtung in Bezug auf die Weintypologie/Stilrichtung, es stimmt zwar dass die sogenannten m.V. „Basisweine“ im grossen Holzfass ausgebaut werden, aber der Brunello „La Casa“ der das Flaggschiff des Hauses darstellt und die Rotweincuvees Cá del Pazzo und Cá del Pazzo Cult werden allesamt im französischen Barriques affiniert. Aber nicht nur der unterschiedliche Holzausbau prägt die Typologie eines Weines, abgesehen von den weinbaulichen Gegebenheiten ergibt sich massgeblich während der Gärung die etwaige Stilrichtung, die logischerweise in gewissem Masse vom Önologen gesteuert wird. Und genau aufgrund dieser Eingriffe die vorgenommen werden oder auch nicht, finde ich dass jenes Weingut in meiner persönlichen Hitlist eher unter dem Prädikat ‚international‘ als unter ‚traditionell‘ zu finden ist.

  3. Hallo Armin,

    interessante Verkostungsnotiz. Um Herrn Cenioni als wortkarge Person zu beschreiben ist wohl ein wenig untertrieben, aber dies wird wohl sein Charakter sein uns charaktervoll sind auch seine Weine, die mir gut in Erinnerung geblieben sind. Der Preis für diesen Rosso di Montalcino lag damals um bei €17,00.-

    Ich wäre auch gerne bereit dir bei der Weinbeschreibung des Brunello 97 behilflich zu sein, Anruf genügt…

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