TAV Raritätenkost — Degustazione vini rari della TAV

raritaeten_tavVor 15 Jahren, genau fünf Jahre vor der Gründung der Freien Weinbauern Südtirol, schlossen sich ein Handvoll Südtiroler Weinbetriebe zur Tirolensis Ars Vini – Südtiroler Qualitätsweinhöfe zusammen. „Ein ambitionierter Qualitätsanspruch eint die Gruppe, in der jedes Mitglied den Werdegang der Weine mit großer Leidenschaft und profundem Wissen von der Rebe bis zur Flasche begleitet. Als überzeugte Individualisten und Pioniere tauschen die Weinbauern untereinander laufend ihre anbautechnischen und önologischen Erfahrungen aus. Sie setzen gemeinsame Vermarktungsideen um und treten bei Weinmessen und sonstigen Veranstaltungen als Gruppe auf.“
„In Blindverkostungen ermitteln neutrale Fachleute mehrmals im Jahr die Weine mit hervorragendem Niveau. Diesen Weinen wird als Auszeichnung eine Schleife mit dem Tatzelwurm im Logo verliehen.“

15 anni fa, esattamente cinque anni prima della fondazione dell‘Associazione Vignaioli dell’Alto Adige, un piccolo gruppo di aziende  vitivinicole si sono riunite nella Tirolensis Ars Vini – Viticoltori Sudtirolesi. Essa „è costituita da un gruppo di ambiziosi vignaioli dei dintorni di Bolzano e di Merano, accomunati da concezioni e vedute alquanto simili per quanto riguarda la promessa della qualità, un obiettivo che viene perseguito con la massima coerenza e trasparenza, dalla vite fino al prodotto imbottigliato.“
„In cosiddette degustazioni
alla cieca, che hanno luogo più volte nel corso dell’anno, una commissione costituita da esperti esterni individua i vini di massimo livello, conferendo loro come segno di distinzione la fascia con il piccolo drago raffigurato nel logo.“

Seit ein paar Jahren bin ich Mitglied dieser Kostkommission, welche Dank der Zusammensetzung der Jury und der Mannigfaltigkeit der angestellten Proben sicherlich zu den interessantesten des Landes zählt. Als Dank für die geleistete Degustationsarbeit wurde ich zur heurigen Raritätenkost, welche im Parkhotel Holzner in Oberbozen stattfand, eingeladen. Bei dieser jährlich stattfindenen Degustation der besonderen Art werden Weine der Mitgliedsbetriebe angeboten, welche zumindest 10 Jahre alt sind. Alt alleine ist wie im wirklichen Leben kein Wert an sich, die Weine müssen  immer noch von herausragender Qualität sein. Dafür werden die in Frage kommenden Weine in sorgsamer Vorarbeit von den Mitgliedern kritisch vorverkostet und nur die interessantesten werden dem handverlesen Publikum anlässlich dieser Veranstaltung auch vorgestellt.

Da un paio di anni sono membro di questa commissione di degustazione che grazie alla composizione della giuria e alla moltitudine tipologica dei vini presentati è sicuramente una delle più interessanti. Come ricompensa per il lavoro di analisi sensoriale svolto sono stato invitato quest’anno alla cosìdetta degustazione di vini rari che si è svolta al Parkhotel Holzner di Soprabolzano. In questa manifestazione molto particolare vengono proposti ogni anno vini dei soci che hanno almeno dieci anni di età. Cosiccome l’età di per sè anche nella vita reale non ha valore, anche questi vini oltre a invecchiati devono essere di una qualità straordinaria. Per assicurare ciò i presunti vini vengono scelti meticolosamente e solo i più notevoli vengono proposti al pubblico selezionato.

Die Kost der 23 Weine der Jahrgänge ’78 bis ’99 mit Schwerpunkt 90er Jahre war erwartungsgemäß äußerst interessant. Angenehm auch die ruhige Atmosphäre wodurch man sich ganz auf die nicht allzu vielen Weine konzentrieren konnte. Alte Weine analytisch zu verkosten und ihre Merkmale einzuordnen und schlussendlich ihre Gesamtqualität zu bewerten, ist für mich sehr schwierig. Auch andere Kollegen aus Südtirol tun sich schwer damit. Selten gehen in den nachfolgenden Diskussionen die Meinungen der Koster so auseinander wie bei einer Altweinkost.

L’assaggio dei 23 vini datati tra il 78 e il 99 era, confermando le aspettative, rimarchevole. Piacevole anche l’ambiente tranquillo che ha consentito che ci si concentrasse completamente sull’assaggio dei non troppo numerosi vini. Degustare in modo analitico vini invecchiati, valutare le loro caratteristiche e determinare in conclusione il loro valore complessivo è per me molto difficile. Ma anche altri colleghi sudtirolesi hanno le loro difficoltà. Raramente si hanno delle discussione così accese dopo un assaggio che non dopo la degustazione di vini di una certa età.

Das mag sicherlich daher rühren, dass wir in Südtirol nicht unbedingt von Weinen verwöhnt sind, welche ein ausgeprägtes Alterungspotential aufweisen. Bei den Weißweinen ist man deshalb gewohnt, sich hauptsächlich mit dem letzen Jahrgang, schon weniger mit dem vorletzten, sensorisch auseinanderzusetzen. Bei den Vernatschweinen ist es nicht viel anders und von den schweren Rotweinen mit Riserva-Qualität trinkt man momentan hauptsächlich die Jahrgänge 2005 und 2006. Sicherlich, es gibt, wie die Raritätenweinkost es gezeigt hat, auch tolle gealterte Weine, aber das sind eher Ausnahmen und oft Überraschungen, d.h. nicht planbar. Aus diesen Gründen fehlt natürlich die Übung, mit solchen Produkten und ihren Eigenschaften routiniert umzugehen.

Questo deriva sicuramente dal fatto, che in Alto Adige non siamo viziati dall’avere vini con uno spiccato potenziale di invecchiamento. Nei vini bianchi siamo abituati perciò ad analizzare con i nostri sensi soprattutto i bianchi dell’annata, già più raramente quelli dell’annata precedente. Con i vini del vitigno Schiava le cose non sono molto differenti e per quello che concerne i vini rossi importanti tipologia riserva, lì si bevono al momento soprattutto le annate 2005 e 2006. Certo, esistono, e questa manifestazione lo ha fatto vedere, anche vini invecchiati eccellenti, ma questi sono eccezzioni e sorprese, cioè non prevedibili con certezza.

Nun, wie soll so ein gealterter Wein sein? Ist das wichtigste, dass er seine Jugend bewahrt hat, d.h. er ist desto besser je mehr er sein wahres Alter verschleiert? So lange der Jugendwahn auch bei den Weinen dominiert, sicherlich ein ernst zu nehmendes Kriterium, besonders wenn man mit Altweinen eher selten zu tun gehabt hat sowie wenn gealtert und alt vom Koster gleichgesetzt werden. Oder muss man sich nicht verstärkt mit dem terziären Aroma, den Reife-Noten mehr auseinandersetzen und den Altersnoten auch mehr positive Aspekte abgewinnen? Sicherlich muss man aber auch bei einer vorurteilsfreieren Beurteilung gealterter Weine die Kritikfähigkeit erhalten bleiben. Das „Der ist doch ok, betrachte einmal das Alter“ ist für mich kein Argument, dass alleine bestehen kann, mildernde Umstände oder gar grundloser Respekt vor dem Alter sind für eine umfassende Beurteilung sicherlich fehl am Platz. In jedem Fall ist für mich gerade bei solchen Weinen die Lernkurve noch recht steil. Inzwischen muss ich mich mit der sicherlich nicht falschen zusammenfassenden Aussage vom FWS-Präsidenten und auch TAV-Mitglied Josephus Mayr zufriedengegen: „Der Wein ist dann gut gealtert, wenn er (immer noch) jede Menge Trinkspaß bereit hält.“

Allora, come dovrebbe essere und vino invecchiato? È la cosa più importante che abbi conservato la sua gioventù e nascondi la sua vera età? Se la mania esasperata di gioventù continua a persistere allora ciò è sicuramente da non trascurare, soprattutto se non si ha troppa dimestichezza con questi vini e se per l’assaggiatore invecchiato e vecchio hanno lo stesso significato. O bisogna confrontarsi piuttosto maggiormente con gli aromi terziari, di invecchiamento e cominciare a trovare aspetti positivi in queste note evolute? Nonostante un approccio più positivo nei confronti di questi vini bisogna preservare naturalmente un minimo di ciriticità. L’espressione „Questo vino e a buono, tenga presenta la sua età“ per me non è sufficiente, le attenuanti d’età e rispetto non giustificato non sono certo utili nella valutazione finale del vino. In ogni caso ho ancora molto da imparare nei confronti di questi vini. Intanto mi devo acontentare col riassunto sicuramento non sbagliato del presidente dei Vignaioli sudtirolesi e nello stesso tempo socio della TAV Josephus Mayr: „Un vino è invecchiato bene se bevendolo dà (ancora) moltissimo piacere.“

[Alle Bilder wurden freundlicherweise von weinlese.it zur Verfügung gestellt. Tutte le foto mi sono state gentilmente messe a disposizione da weinlese.it]


4 Gedanken zu „TAV Raritätenkost — Degustazione vini rari della TAV

  1. @ andreas:
    naja, die altersentwicklung der rotweine mit jener der weißweine zu vergleichen ist m.e. unmöglich. ich glaube nämlich, dass man eher gealterte Weine aus blauen trauben kennt, weswegen die weißweine früher als „alt“ beschrieben werden.
    das nennen von namen kann ich nicht vermeiden, da ich sehr viel verschiedenen entwicklungen beobachten konnte.
    der „doa“ 99 (laimburg) z.b. ist mir als ein wein vorgekommen, wo die altersentwicklung das produkt vom jugendlichen eindruck völlig gelöst hat und der dank seiner alterungsnoten zu einem neuen wein wurde. besonders das gute, immer noch volle und milde mundgefühl hatte es mir angetan.
    als beispiel hingegen für einen wein, der seine jugend bewahrt hat, möchte ich den st. magdalener 99 vom griesbauerhof nennen. besonders seine unverminderte trinkigkeit hat mich sehr beeindruckt.
    interessant, wie das alterungsvermögen der lagrein sich in den letzten jahren verbessert hat. mit früheren gealterten jahrgängen dieser sorte hatte ich selten eine freude, nachdem ihnen bei der reifung das fleisch abhanden gekommen ist, und nur mehr die adstringente, bittere knochenstruktur übriggeblieben ist. die 99er der raritätenkost zeigten hingegen, was die riservaqualitäten von lagrein heute können.
    die 99er der cabernet waren gut, verwunderten mich aber nicht so sehr, da ich eine schöne entwicklung von ihnen auch eher erwartet hatte. wie so oft hatten gerade in der alterung die weine des bekannteweiße spät lesenden produzenten die nase vorn.
    das waren grob zusammengefasst einige meiner eindrücke, sie sollten aber im lichte meiner oben gemachten überlegungen relativiert werden.

    lg

  2. @ fr. kasseroler:
    natürlich dürfen sie das.
    es gereicht mir zur ehre, wenn dieser blog gedankenanstöße vor fachlichem hintergrund geben kann.
    dann nämlich würde der untertitel des blogs wirklich passen: „dem wein ganz nah“

    liebe grüße aus dem herbstlichen margreid
    armin kobler

  3. hallo Armin,

    danke vielmals für deinen interessanten Beitrag. Was die Herangehensweise an die alten Weine betrifft, bin auch ich der Meinung, daß sie Spaß machen müssen, und das Kriterium “ wenn man das Alter bedenkt, ist er noch ganz ok!“ nicht ausreicht. Gerne hätte ich noch im Detail eine Meinung zu den angestellten Weinen gelesen, dabei denke ich nicht so sehr an einzelne Weine, sondern mehr an Sorten und Typen – waren die Weißen oder die Roten besser, die Lagrein besser als die Cabernets, die Vernatsch besser als die Blauburgunder oder umgekehrt..? Danke und a guats Einkellern!

  4. Lieber Herr Kobler,
    danke noch mal für das Interview und die gute Zusammenfassung der Veranstaltung auf Ihrer Webseite. Ich werde mir – wenn ich darf – noch die eine oder andere Info daraus für meinen TV-Beitrag „holen“.
    Herzliche Grüße aus Bozen
    Marianne Kasseroler

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