Willkommen in der Normalität — Benvenuti nella normalità

2013-11-28_09-46-47Wenn man den soziologischen Erklärungen des Begriffs Normalität folgt, dann stoßt man immer wieder auf die Begriffe häufig, beherrschend oder weit verbreitet und typisch. Die Verbindung mit einer Wertung, insbesondere, dass normal auch automatisch als gut oder erstrebenswert anzusehen wäre, ist in heutiger Zeit weitestgehend weggefallen. Insofern ist der Titel dieses Beitrages, wenn auch etwas provokant formuliert, so doch zutreffend.

Leggendo le spiegazioni sociologiche del termine normalità, ci si imbatte continuamente nelle parole frequente, dominante, diffuso e tipico. Inoltre oggigiorno non si sottintende più che normale sia automaticamente buono o auspicabile. In questo senso il titolo del post può sembrare provocatorio, ma tocca la verità.

In meinen Umfeld, seien es Produzenten oder Konsumenten, wird gern Wein gekostet, getrunken, über dieses tolle Getränk sowie das ganze Drumherum diskutiert und es werden auch gerne Betriebe in anderen Weinbaugebieten besucht. Seltenst kommt dabei aber zur Sprache, dass die Objekte dieses Tuns eigentlich nur geschätzte 5 % der produzierten Weinmenge ausmachen. Wir streiten uns darüber, ob die sogenannten internationalen Rebsorten eine Daseinsberechtigung haben, diskutieren hart über die Sinnhaftigkeit des Begriffs „Mineralität“, können uns nie über die tatsächliche Qualität eines Jahrgangs einigen und beginnen einen Glaubenskrieg hinsichtlich der von den Betreiben angewandten Wirtschaftsweise.

Attorno a me, che siano produttori o consumatori, si degusta e si beve volentieri il vino, se ne discute spesso e volentieri e si visitano all’occorrenza anche aziende nelle diverse regioni viticole. Pochissime volte però ci si rende consapevoli che l’oggetto di tutto ciò copre solo il 5 % (da me stimato) della produzione mondiale. Litighiamo se i vitigni internazionali hanno ragione di esserci, discutiamo accanitamente sul termine mineralità, non siamo mai d’accordo circa la qualità di un’annata ed eleviamo la scelta della conduzione di un’azienda a dogma religioso. 

2013-11-28_09-58-09Dass wir uns dabei eigentlich um das Geschlecht der Engel streiten, wurde mir wieder deutlich vor Augen geführt, als ich vor einigen Tagen an einer kurzen Lehrfahrt teilnahm, welche uns in die Provence, nach St. Maximin La Sainte Baume und nach Arles führte. Das eigentliche Ziel war die SITEVI 2013 in Montpellier, eine der bedeutendsten Messen für Geräte und Maschinen im Weinbau und in der Kellerwirtschaft. Die bleibenderen Eindrücke sammelte ich jedoch bei den beiden Betriebsbesuchen.

Che alla fine discutiamo del sesso degli angeli ho notato un’altra volta drasticamente partecipando questi giorni ad un viaggio d’istruzione che ci ha portato in Provenza, vicino a  St. Maximin La Sainte Baume ed Arles. La meta principale del viaggio era il SITEVI 2013 a Montpellier, una delle esposizioni più importanti per la meccanizzazione in viticoltura. Le impressioni più durature le ho raccolte però nelle due visite aziendali.

Als erstes haben wir eine für dortige Verhältnisse eher kleinere Genossenschaft besucht. Seit zwei Jahren ist sie vom Dorfkern hinaus in ein neues, sehr nüchternes Betriebsgebäude umgezogen und vinifiziert ca. 40.000 Hektoliter, zu 90 % Roséwein. Seit ihrer Gründung hat sich die Mitgliederfläche halbiert, weil der Weinbau für viele unwirtschaftlich geworden ist. 80 % der Produktion wird als Fasswein verkauft, die Preise haben letztlich wegen geringerer Mengen etwas angezogen und erreichen auch einen Euro pro Liter. Das meiste wird als Landwein vinifiziert, da dürfen am Hektar auch 120 HL (ca. 16.000 kg) produziert werden. Prinzipiell wäre das Bewässern verboten, wo man aber über Wasser verfügt, werden andauernde Ausnahmeregelungen ausgestellt. Der Detailverkaufsraum hat die aufrichtige Nüchternheit eines Lebensmitteldiscounters, die Bag-in-Box-Schachteln stehen gut sichtbar auf Paletten, die Zapfpistolen zum Füllen selbst mitgebrachter Behälter sind schnell auffindbar, die Flaschenweine überschreiten nicht die 5-€-Grenze.

Per primo abbiamo visitato una cooperativa medio piccola. Due anni fa ha lasciato la vecchia sede in paese e si è trasferita in campagna, occupando un capannone molto sobrio. Vinifica ca. 40.000 ettolitri di cui il 90 % rosati. L’80 % viene venduto in cisterna, ultimamente a causa di produzioni diminuite i prezzi sono saliti e raggiungono anche l’euro per litro. La maggior parte viene venduta come vino IGP, si possono perciò produrre 120 HL per ettaro che dovrebbe corrispondere a 160 quintali. L’irrigazione di norma è vietata, ma lì dove c’è acqua vengono emessi dei provvedimenti eccezionali prorogati in continuazione. Il punto di vendita ha dimensioni generose e assomiglia moltissimo ad un magazzino discount. Le scatole dei Bag in Box accatastate su palette sono messe ben in evidenza, facilmente si trovano anche le pistole per riempire i proprio contenitori, le bottiglie non superano mai i 5 €. 

Alles ist auf das wesentlichste reduziert, auch strotzt der Kellerteil nicht vor Sauberkeit und Ordnung, eine weinbeißerische Wohlfühlzone ist das nicht. Die vom Tank gezogenen Proben schmecken alle sauber und fruchtig, tiefgehende Fülle und langanhaltenden Nachgeschmack sollte man nicht erwarten. Die Verwendung von verschiedenartigen Eichenholz-Chips in der Gärung ist häufig, die diesbezüglich erworbene Erfahrung wird großzügig mitgeteilt. Der Kellermeister rät mir vom Erwerb einiger Erinnerungsflaschen ab, jetzt sei der Roséwein nicht mehr richtig gut, man sollte auf die vor Weihnachten beginnde Füllung des neuen Jahrgangs warten. Natürlich wisse man, wie man die Haltbarkeit steigern könnte, aber warum sollte man es tun? Der Markt verlange früh ein frisches Produkt, momentan sei die Marktlage so, dass alles schnell verkauft und konsumiert wird und einem etwas gereifteren Roséwein würde mit Skepsis und Ablehnung begegnet werden.

Tutto è ridotto all’essenziale, anche per ordine e pulizia la cantina non è proprio esemplare, non è veramente una zona benessere per enostrippati. I campioni di botte sono tutti puliti e fruttati al naso, una struttura ben evidente ed un certa lunghezza in bocca si cerca ovviamente invano. L’utilizzo di chips di rovere in fermentazione è diffuso, le esperienze maturate nel tempo vengono messe volentieri a disposizione. L’enologo mi sconsiglia l’acquisto di qualche bottiglia, il rosato non sarebbe più buono, meglio aspettare l’imbottigliamento della nuova annata che comincia attorno a Natale. Naturalmente si sa come si aumenta la longevità del prodotto ma perché adottarlo? Il mercato richiede un vino fresco, mi viene spiegato, al momento c’è richiesta, tutto viene venduto velocemente ed un rosato dell’annata precedente sarebbe visto con scetticismo e rifiutato.

[youtube]http://youtu.be/1EeCSsXqnWo[/youtube]Zum Abschluss stand die Besichtigung eines Familienbetriebes in Arles auf dem Programm. Früher, sagte uns der Betreibseigentümer gleich zu Beginn, haben sich auf dem Gemeindegebiet 8.000 Hektar (!) Rebfläche befunden, momentan sind es noch 600, 200 davon gehören ihm. der Pflanzenschutz stelle keine großen Probleme dar, eher beunruhigen im die wiederkehrenden Überschwemmungen der Rhone sowie die Versalzung an einigen Stellen (der Betreib befindet sich auf 2 m Seehöhe). Früher wurde im Betrieb mit nordafrikanischen Weinen gehandelt, welche dann zusammen mit den festlandfranzösischen nach Paris verladen wurden. Jetzt wird nur mit dem Wein aus eigenen Trauben gearbeitet, der Betriebsinhaber ist zum Vigneron geworden. Freilich ein Weinbauer, der nicht den allgemeinen Wunschvorstellungen der Konsumenten entspricht. Nachdem er sich bewusst sei, dass seine Weine nie eine bestimmte Preissteigerung erfahren können, setze er – ganz eindeutig sichtbar – ohne Kompromisse auf hohe Mengen und niedrige Produktionskosten. Er gehe immer mehr vom Landwein zu Tafelwein über, sagt er uns ohne Umschweife, wo Produktionen von 220 HL realistisch sind. Die Terroirweine sollen laut ihm in Bordeaux und Burgund hergestellt werden, wobei er nicht glaube, dass dort die Rentabilität unbedingt höher sei. Die Sorte Grenache fliege raus, weil „sie nicht den Keller füllt“, dafür werde Vermentino und Gewürztraminer gesetzt.

Il programma di viaggio è stato concluso con la fermata in un‘ azienda familiare ad Arles. All’inizio della visita il proprietario ci ha spiegato che la superficie vitata nel comune una volta era di ben 8.000 ettari. Ne sono rimasti 600 di cui lui possiede 200. Problemi fitosanitari particolari non esistono, preoccupano di più le esondazioni del vicino Rodano  e l’affiorare del sale in certe zone (i vigneti si trovano a 2 m sopra il livello del mare). Una volta l’azienda commercializzava vini del Nordafrica che da lì, insieme a quelli del posto, venivano spediti a Parigi. Adesso lavora solo con uve proprie, è diventato un „vigneron“. Certo non un vignaiolo dell’immaginario collettivo. Siccome è consapevole del fatto che i suoi vini non aumenteranno mai di prezzo, punta senza compromessi e ben visibile su alte rese ed un abbattimento dei prezzi di produzione. Secondo lui i vini di terroir dovrebbero essere fatti a Bordeaux ed in Borgogna, la rentabilità finale però lì non sara necessariamente più alta della sua. Passa sempre di più dalla tipologia IGP a quella da tavola perché allora riesce a produrre anche 220 ettolitri per ettaro. Toglie il Grenache perché „non riempie la cantina“ e mette Vermentino ma anche Traminer aromatico. 

2013-11-26_14-34-00Seine Fasspreise bewegen sich momentan bei guten 0,9 € pro Liter während im benachbarten Languedoc-Rousillon 0,55 € gang und gäbe seien. Das allermeiste verlasse wie erwartet im Fass den Hof, wobei ein beträchtlicher Teil in die Schweiz gehe. Um mit nicht mehr als sieben Personen bei diesen 200 Hektar auszukommen (drei im Weingarten während der Vegetationsperiode, ansonsten nur eine, zwei Personen im Keller und zwei in Verkauf und Verwaltung), wird die Mechanisierung auf die momentan mögliche Spitze getrieben. Von November bis April wird maschinell geschnitten, ein Nachbessern von Hand findet nicht statt, zwei bis dreimal wird gepipfelt und natürlich maschinell gelesen. Das Erziehungssystem ist komplett auf diese Bearbeitungsform ausgerichtet. Der Eigentümer betreibt eine enge Zusammenarbeit mit einem Maschinenhersteller und einem Universitätsinstitut. Interessant: möchte er im nächsten Jahr mehr oder weniger produzieren, wird dies im wesentlichen durch das Einstellen der Schneidehöhe der Maschine bestimmt: ein Zentimeter höher und es bleiben gleich mehr Augen am Stock. Keller und Verkaufsraum sind noch einmal spartanischer gebaut und unterhalten (wenn man das Wort dafür verwenden kann). Arbeitssicherheit scheint kein besonders gelebtes Thema zu sein.

I suoi prezzi di cisterna arrivano anche a 0,9 € mentre nella vicina Languedoc Rousillon sono di norma 55 centesimi. La maggior parte della produzione ovviamente lascia l’azienda in cisterna, una grande fetta raggiunge la Svizzera. Per non dover assumere più di sette persone per questi 200 ettari (tre in vigneto durante la stagione vegetativa, in inverno una, due in cantina e due in amministrazione e vendita) la meccanizzazione è spinta ad oltranza. Da novembre ad aprile viene potato meccanicamente, non è previsto passare a mano per rifinire. Due, al massimo tre volte viene cimato e poi ovviamente vendemmiato a macchina. Il sistema di allevamento è orientato completamente verso questa forma di conduzione, infatti il proprietario collabora con un noto produttore di macchine specifiche e con l’università. È interessante capire come fa a regolare la quantità di uva desiderata: abbassando o aumentando anche di poco l’altezza delle lame varia sensibilmente il numero di gemme rimanenti. Cantina e locale di vendita sono costruite e mantenute (se si po dire così) in modo ancora più spartano che nella prima azienda. Anche gli impianti per la sicurezza sul lavoro non preoccupano più di tanto a quanto sembra.

Die geschilderten Beispiele sind hinsichtlich ihrer Ausrichtung natürlich nicht frankreichspezifisch, es gibt diese überall, wo Weinbau betrieben wird, sie sind eben normal. Es ging mir auch nicht darum, zu werten, für alles muss Platz sein, der Markt soll entscheiden. Zudem würde man ohne solche Betriebsformen einen großen Teil der Bevölkerung vom häufigen, im Idealfall täglichen (moderaten) Weinkonsum komplett ausschließen. Und das kann nicht unsere Absicht sein.

Gli esempi citati circa il loro indirizzo produttivo non sono ovviamente specifici della Francia, ci sono dappertutto dove viene praticata la viticoltura, sono normali. Non voglio neanche giudicare, infatti per tutto ci deve essere spazio, che decida il mercato. Inoltre, senza le aziende di questo tipo si escluderebbe gran parte della popolazione dal consumo quotidiano (moderato) del vino. E ciò non può essere la nostra intenzione.

4 Gedanken zu „Willkommen in der Normalität — Benvenuti nella normalità

  1. Grazie Armin della precisa descrizione e della grande capacità di „distacco“ dall’esperienza che abbiamo vissuto assieme e che potrebbe facilmente portare a reazioni di sdegno. Abbiamo visitano l’estremo sud. Il „Salento“ della Francia. E visto la capacità di reagire a condizioni di estremo disagio economico. Tutti dobbiamo imparare da tutti. Grazie ancora per la tua capacità di lettura che non include condanne (anche se le richiama fortemente).
    NdR. Ricordo che la tecnologia „tutto meccanico“ è italiana, importata dalla famiglia Henry, e del resto applicata con diverso successo in diverse regioni italiane, con l’unica variante dell’altezza dell’unico filo portante.

    Danke Armin für die genaue Beschreibung und der ausgeprägten Fähigkeit zum Abstand, unsere gemeinsam geteilte Erfahrung könnte nämlich auch Empörung hervorrufen. Wir haben den tiefsten Süden besucht. Den „Salento“ Frankreichs. Und haben gesehen, wie auf schwierigste wirtschaftliche Bedingungen reagiert wird. Alle sollten wir von allen lernen. Danke dir nochmals für deine Interpretationsfähigkeit, welche keine Verurteilungen beinhaltet (auch wenn es nahe liegen würde).
    P.S. Ich erinnere daran, dass die Technik der Vollmechanisierung eine italienische Idee ist, importiert von der Familie Henry, und übrigens mit wechselndem Erfolg in verschiedenen Regionen Italiens verwendet, es ändern sich nur die Höhen des einzigen Tragedrahtes.

  2. Capisco che le grandi aziende non si possono permettere di buttare soldi in manodopera, ma nemmeno passare a rifinire manualmente mi sembra scandaloso. Anche le piante così martoriate prima o poi si ribelleranno. In ogni caso non sono il tipo di azienda in cui comprerei volentieri il vino. Noi in Italia in effetti però siamo all’estremo opposto e anche questo non credo ci faccia bene.

    Ich verstehe, dass die großen Betriebe es sich nicht leisten können, Geld für die Handarbeit hinauszuschmeißen, aber nicht einmal mit Hand den Schnitt nachzubessern kommt mir skandalös vor. Auch die Pflanzen werden sich früher oder später dagegen auflehnen. In jedem Fall ist das nicht die Art von Betrieb, wo ich gerne Wein kaufen würde. Wir in Italien sind aber am anderen Extrem und auch das tut uns nicht gut, glaube ich.

  3. Molto interessante. E anche molto „normale“ (=onesto?): sono produttori che dicono quel che fanno, e fanno quel che dicono. Non si spacciano per qualcosa d’altro, solo per far contento o impressionare il visitatore di turno… E soprattutto, mi sembra di capire, non giudicano chi fa scelte diverse dalle loro.
    🙂

    Sehr interessant. Und auch sehr „normal“ (=ehrlich?): es sind Produzenten, welche sagen, was sie tun und tun, was sie sagen. Sie verkaufen sich nicht als etwas anderes, was sie sind, nur um den Besucher zu befriedigen oder zu beeindrucken… Und überhaupt, so kommt mir es vor, urteilen sie nicht über jene, welche andere Wege gehen.
    🙂

  4. Grazie Armin per la costante ed altruistica disponibilità a condividere le tue esperienze.

    Danke Armin für die konstante und selbstlose Bereitschaft, deine Erfahrungen zu teilen.

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