Frage nicht was… — Non chiedete cosa…

doc

Heuer jährt es sich zum 50. Mal, dass in Italien für Weine die DOC-Regelung (Denominazione di Origine Controllata, dt.: kontrollierte Ursprungsbezeichnung) eingeführt wurde. Seitdem wurden über 300 Bezeichnungen mit den diesbezüglichen Produktionsvorschriften vergeben; momentan wird ca. 30 % der nationalen Gesamtproduktion als DOC (oder DOCG) vermarktet. Südtirol hat 1975 die ersten Erzeugervorschriften erlassen, momentan gibt es sieben kontrollierte Ursprungsbezeichnungen auf den 5.500 Hektar Gesamtrebfläche, wodurch ca. 98 % der Produkte als DOC-Weine produziert werden.

Quest’anno sono 50 anni che è stato introdotto il sistema del vino a Denominazione di Origine Controllata (DOC). Da allora sono state definite più di 300 denominazioni ed i relativi disciplinari. Attualmente viene commercializzato il 30 % della produzione nazionale come DOC (e DOCG). La provincia di Bolzano ha definito nel 1975 i primi disciplinari. Al momento ci sono sette denominazioni sui 5.500 ettari vitati, il 98 % del vini sudtirolesi è di tipologia DOC.

Für jene, welche weniger informiert sind in Kürze: damit ein Wein so bezeichnet werden kann, müssen die Trauben aus bestimmten genau abgegrenzten Gebieten stammen, im Weinbau und im Keller nach mehr oder weniger eng definierten Methoden erzeugt bzw. verarbeitet werden (z.B. Sortenzusammensetzung, Hektarhöchsterträge, usw.) und die Weine müssen spezifische analytische Mindestwerte vorweisen. Passt dies alles, werden die Weine von einer eigenen Kommission blind verkostet, wo befunden wird, ob das jeweilige Produkt auch sensorisch den Mindestanforderungen an Qualität und Typizität entspricht.

Per chi è meno informato in materia in breve: Perché un vino si possa fregiarsi della DOC le uve devono provenire da zone ben delimitate, devono essere prodotte e trasformate secondo procedimenti più o meno definiti (per esempio composizione varietale, rese massime per ettaro, ecc.) ed i vini devono superare certi valori analitici minimi. Se adempiono a tutto ciò vengono degustati alla cieca da commissioni che decidono se il prodotto in esame soddisfa i criteri minimi di qualità e tipicità.

Es ist in der Weinwelt unbestritten, dass die Einführung dieses Reglements extrem wichtig für die Entwicklung des Qualitätsweinbaus in Italien war. Besonders im Sinne des Konsumenten, für den es galt, Klarheit bezüglich Herkunft und Mindestqualität zu schaffen. Doch letztlich ist das System immer mehr in die Kritik gekommen. Für einige sind die Vorschriften zu schlaff, um „echten“ Qualitätsweinbau zu garantieren, andere hingegen empfinden die Hektarhöchsterträge als Fesseln im Falle steigender Nachfrage. Weitere haben – obwohl sie sicherlich an sich Qualität  produzieren – Probleme mit den Kostkommissionen, wo ihre Weine wegen angeblich fehlender Typizität nicht das DOC-Siegel erhalten. Wieder andere, zumeist Topweingüter, sehen es gar nicht gerne, dass sich ihre einzigartigen Spitzenprodukte diese Bezeichnung mit in großen Mengen produzierten Weinen von Großkellereien teilen müssen, welche  zwar frei von groben Fehlern und im Vergleich auch erkennbar sind, aber kein wirkliches Feeling aufkommen lassen. Wiederum andere beklagen sich über die ihrer Meinung nach zu hohen Kosten der Zertifizierung und fragen sich ganz pragmatisch, ob diese durch eine Wertsteigerung der Weine wieder hereingeholt werden können.

Nell’ambito del vino è incontestato che l’introduzione di queste regole sia stata importantissima per lo sviluppo della viticoltura italiana di qualità. Anche e soprattutto a favore del consumatore a cui era importante dare chiarezza rispetto alla provenienza ed una qualità minima. Ultimamente però il sistema viene criticato sempre di più. Per alcuni i disciplinari sono troppo vaghi per obbligare ad una viticoltura „veramente“ di qualità, per altri le rese massime sono troppo basse in caso di domanda crescente. Altri ancora, che di per sé producono qualità – non ricevono il benestare delle commissioni in quanto i loro vini non sembrano abbastanza tipici per la denominazione. A questi si aggiungono i produttori top che non vedono volentieri che i loro vini di particolari e di alto pregio abbiano lo stesso sigillo come i prodotti piuttosto anonimi di grandi cantine, che saranno privi di difetti ed anche riconoscibili, ma non entusiasmano per niente. E poi ci sono quelli che si lamentano dei costi della certificazione ritenuti troppo elevati  e si chiedono in modo molto pragmatico se i prodotti vengono valorizzati nella stessa misura.

Bis auf letzteren sind dies alles Gründe, welche ernstgenommen werden sollten. Eine Reform des Systems und eine periodische Überarbeitung der Erzeugervorschriften ist sicherlich vonnöten und auch möglich. Ein größeres Problem, aber wahrscheinlich auch lösbar, ist jenes der Kostkommissionen. In jedem Fall überwiegen m.E. ganz eindeutig die Vorteile des DOC-Reglements. Zu schnell wird aber vergessen, wie bedeutsam die Einführung von Ursprungsbezeichnungen für die einzelnen Gebiete und ihre Betriebe gewesen ist. Deshalb finde ich es unverständlich, wenn Weine von den Produzenten freiwillig und ohne wirkliche Notwendigkeit  zu Landwein (IGT) oder Tafelwein deklassiert werden und diese dann nicht mehr den Namen ihres Herkunftsgebietes tragen. Manche verkaufen diese Entscheidung auch noch als einen Akt der weinbäuerlichen Freiheit und genießen die Anerkennung jener Weinkritiker, die Individualismus als höchstes Gut eines Weinproduzenten einstufen. Gerade die Topproduzenten tun m.E. besser daran, durch die Verwendung der Ursprungsbezeichnung diese aufzuwerten statt dass sie diese den Vermarktern von massenhaft hergestellten „Gerade-noch-Qualitätsweinen“ zu überlassen. Nach dem — veränderten — Motto von JFK: „Frage nicht was dein Gebiet für dich tun kann, sondern was du für dein Gebiet tun kannst!“

A parte l’ultima, le ragioni elencate devono essere prese in seria considerazione. Una riforma del sistema è sicuramente necessaria come anche rielaborazioni periodiche dei disciplinari e ciò mi pare che sia anche possibile. Un problema più arduo a risolvere sarà quello delle commissioni di degustazione, ma anche lì, volendo, si troverà sicuramente una soluzione. In ogni caso, secondo me, prevalgono tuttora in modo netto i vantaggi. Troppo presto si dimentica quanto siano state importanti le denominazioni per la valorizzazione delle zone e delle loro aziende. Per questo trovo incomprensibile che alcuni produttori declassino volontariamente e senza vera necessità il loro prodotto a IGT (Indicazione Geografica Tipica) o addirittura a vino da tavola. Alcuni si vantano perfino di questa decisione che dovrebbe sottolineare la loro „libertà vignaiola“ e approfittano della simpatia di quei critici che valutano l’individualità di un produttore al di sopra di ogni altra cosa. Però dovrebbero essere soprattutto i produttori top ad utilizzare le denominazioni in quanto così valorizzano una zona e non la lasciano completamente in mano alle cantine che producono grandi quantità di vini a qualità appena sufficiente. Secondo il detto modificato di JFK: „Non chiedete cosa può fare il vostro territorio per voi, chiedete cosa potete fare voi per il vostro territorio!“ 

Bild/Immagine: Jacques and Giacomo

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    3 Gedanken zu „Frage nicht was… — Non chiedete cosa…

    1. Lieber Armin,
      Ich teile deine Ansichten hier zum Teil. Zum Teil deshalb, weil es natürlich auch hier sehr schwer ist, eine Schwarz-Weiß-Diskussion zu führen. Gerade was die freiwillige Abstufung zu IGT angeht. In der Verkostungskommission ist ein großer Anteil der Weine, die durchfallen, von Kleinstproduzenten, die im Endeffekt ihren Wein in ihrer eigenen Straußwirtschaft (Buschenschank) aufschenken. Und gerade hier würde ich vorschlagen, die Weine als IGT aufzuschenken. So ist es möglich, die Weine nach der Sorte zu benennen (es ist ja unmöglich, einen Weißburgunder Weißburgunder zu nennen, wenn er nicht wenigstens auf IGT-Stufe ist). Auf der anderen Seite erspart sich der Produzent einen Haufen Arbeit und Kosten, die nicht unbedingt notwendig sind und in allzu vielen Fällen auch zu nichts führen, weil der Wein am Ende in der Kommission verworfen wird. Hier sehe ich also nichts Schlechtes daran. Wenn das ein größerer, voll professionell agierender Produzent macht, ist das natürlich etwas Anderes. Dann hat es wohl immer einen etwas schalen Beigeschmack: Kommt etwa ein Teil des Weines aus dem Trentino?
      Daneben, und das hast du ja auch in deinem Beitrag angedeutet, ist das DOC-Reglement natürlich sehr restriktiv. Eine Cuvée mit 70 % Vernatsch, 15 % Lagrein und 15 % Blauburgunder kann zwar gut schmecken, ist aber als DOC nicht zu vermarkten. Auch hier muss man dann auf IGT ausweichen.
      Abschließen möchte ich mit einer Frage: Du nennst die Verkostungskommissionen ein Problem. Könntest du bitte näher darauf eingehen, was du damit meintest?

      Caro Armin,
      Condivido in parte i tuoi punti di vista. In parte perché anche quì è difficile discutere utilizzando solo il bianco ed il nero. Soprattutto per quanto riguarda la declassificazione ad IGT. Nella commissione di degustazione una grande parte dei vini che vengono bocciati provengono da piccolissimi produttori che fanno il vino per il loro agritur. E proprio lì ritengo giusto che vengano proposti i vini come IGT. In questo modo è possibile dare il nome del vitigno al vino (infatti non è possibile chiamare un Pinot bianco così se non è come minimo al livello di IGT). Dall’altra parte il produttore risparmia parecchio tempo e lavoro che non è proprio necessario se il vino alla fine non passa alla degustazione. Per cui quí non vedo niente di male. Quando questo viene fatto però da un produttore più grande, del tutto professionale è naturalmente un’altra cosa. Allora ciò ha un retrogusto un po‘ strano: proviene forse una parte del vino dal Trentino?
      Inoltre, e questo lo hai accennato nel tuo contributo, il regolamento DOC è molto restrittivo. Un taglio con il 70 % di Schiava, 15 % di Lagrein ed il 15 % di Pinot nero può essere un buon vino ma non può essere commercializzato come DOC. Anche in questo caso si deve riparare sull’IGT.
      Voglio concludere con una domanda: Tu dici che le commissioni di degustazione sono un problema. Potresti per favore spiegare cosa intendi dire con questo?

    2. Onestamente, se è vero com’è vero che le D.O.C. e le D.O.C.G. hanno tutti quei difetti, non vedo alternativa ad una sorta di ribellione da parte di un numero sempre maggiore di produttori. Purtroppo, si sa, le decisioni nei Consorzi vengono prese dalle ristrette cerchie dei più grossi e/o influenti con logiche chiaramente utilitaristiche, non certo in funzione di una comune crescita e valorizzazione del territorio.
      Le DOC, poi, secondo me, rappresentano in modo chiaro quello che è un problema culturale gravissimo ai nostri tempi ovvero quel provincialismo atavico che ci porta a restare piccoli non tanto nelle dimensioni aziendali, ma quanto nell’immagine dei nostri prodotti. Il proliferare di D.O. piccolissime, con nomi assurdi e poco memorizzabili non fa altro che creare confusione nel consumatore globale, non crea „massa critica“, frammenta le poche risorse che ci sono in termini di finanziamenti, strutture e di uomini validi in azioni di promozione e valorizzazione che risultano limitate ed inefficaci.
      Insomma, il crollo che si è visto negli ultimi anni nelle quantità di prodotti certificati DOC è un segnale importante e forse l’unico efficace nel costringere il sistema ad una profonda riforma.

      Wenn es stimmt, und es scheint wirklich so zu sein, dass die DOC und DOCG diese Fehler aufweisen, dann sehe ich keine Lösung als eine Art Aufstand von Seiten einer wachsenden Anzahl von Produzenten. Leider wissen wir, dass die Entscheidungen in den Konsortien von kleinen Kreisen der Größten und/oder Einflussreichsten laut ihrer eigen Logik getroffen werden und natürlich nicht im Sinne eines gemeinsamen Fortschrittes und einer Aufwertung des Gebietes.
      Die DOCs zeigen m.E. ein großes kulturelles Problem von heute auf und zwar den atavistischen Provinzialismus welche uns dazu bringt, klein zu bleiben, und zwar nicht hinsichtlich der Größe unserer Betriebe aber bezüglich dem Ansehen unserer Produkte. Das Wuchern von kleinsten Ursprungsbezeichnungen mit absurden und schwer merkbaren Namen schafft nichts anderes als Verwirrung beim globalen Konsumenten, gebiert keine kritische Masse, zersplittert die wenigen finanziellen Mittel, personellen Resourcen und Strukturen, welche für eine effiziente Vermarktung und Aufwertung notwendig wären.
      Also, den Absturz, den man in der Anzahl der DOC-zertifizierten Produkte beobachtet hat, ist ein wichtiges Warnsignal und wahrscheinlich das einzige, welches das System zu einer grundlegenden Reform zwingt.

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