Wie angekündigt, fanden sich am 27. November Oktober 2008 26 Freie Weinbauern in Zürich ein, um ihre Weine dem Schweizer Publikum zu präsentieren. Der Ort, das Zunfthaus zur Saffran, ist ideal im Zentrum von Zürich gelegen, der Saal ist geräumig und stilvoll.
Der Andrang war rege, das Publikum verkostete genau, nahm sich viel Zeit und es kam zu angeregten Gesprächen. Interessant, wieviele nach dem Chardonnay fragten. Von wegen ABC-Phänomen. Die Weinsorte der Chablis-Weine kommt wieder! Besonders geschätzt wurde, dass mein „Ogeaner“ im Stahltank (unwooded) und ohne Säureabbau hergestellt wird, in krassem Gegensatz zu den üblicherweise fetten, stark von Holz und BSA geprägten Vettern aus der Neuen Weinwelt.
Die Nachfrage nach dem Grauen Burgunder („Ah, ein Pinot grigio!“) war anfangs eher gering, gegen Ende der Präsentation aber auf Grund von Empfehlungen innerhalb der anwesenden Kostergilde massiv. Nach dem Gewürztraminer fragten ganz im Gegensatz zum italienischen Publikum wenige und diese waren ob seines geringen Restzuckergehaltes eher erstaunt.
Nicht geirrt habe ich mich hinsichtlich des Interesses für die Sorte Merlot. Sei es in der Kretzer-Variante wie in der Riserva-Version, hatte diese Sorte die meisten Anhänger unter den Anwesenden. Der Merlot aus dem Tessin ist in der Deutschschweiz sehr beliebt, in seinem Fahrwasser könnte der meinige doch einige Abnehmer finden.
Warum hat dieser Beitrag den Untertitel „Zwischenbericht“? Ich habe an dieser Fahrt teilgenommen, da ich wie einige andere Weinbauern noch keinen Importeur in der Schweiz habe, der Markt uns aber interessant vorkommt. Dies auch deshalb, weil nur den zunehmend zahlungsunsicheren italienischen Markt bedienen auf die Dauer immer mehr Risiko birgt.
Doch schon vor Beginn der Kost wurden wir auf dem harten Boden der schweizerisch-südtirolerischen Weinrealität zurückgeholt. Der offen sprechende, weinkompetente Sepp Wimmer, seines Zeichens Direktor des Restaurants im Zunfthaus zur Waag, wo wir gegessen hatten, klärte uns auf. Seiner Erfahrung nach biete die Schweiz aktuell den Weinen aus Südtirol wenig Chanchen. Wir leiden immer noch unter dem hausbackenen Image der vergangengen Vernatschwein-Epoche und bieten auch keine allgemein bekannte Marke, einen „Brand“, an. Momentan verkaufen sich Weine, welche bekannte Namen wie beispielsweise Amarone oder Barolo haben, fast von alleine, relativ unabhängig von ihrer tatsächlichen sensorischen Qualität. Letztlich seien die österreichischen Weine sehr in Mode gekommen, die Folge einer sehr konsequenten Qualitäts- und Werbepolitik. Nur wenn der Service bewusst einen Südtiroler empfiehlt, habe dieser auch eine Chanche, bestellt zu werden. Zum Schluss zeigte er uns die Kataloge einiger bedeutender schweizer Verteiler, dort scheinen unsere Weine seltenst bis nie auf, eine önologische Fußnote, nicht mehr.
[youtube width=“320″ height=“265″]http://www.youtube.com/watch?v=FqoxsLXjIUM[/youtube]Dementsprechend dünn gesät waren auch die profesionellen Interessenten bei dieser Präsentation. Zwei mögliche Importeure kamen im Laufe der vier Stunden vorbei. Der Veranstaltung hat sicher nicht geholfen, dass zeitgleich in Zürich eine Bordeaux-Verkostung der besonderen Art stattfand. Ob sich was ergeben wird, wird sich zeigen, ich bin nicht mehr so optimistisch wie noch vor einiger Zeit. Zu oft habe ich inzwischen bemerkt, dass dem bei den Vorstellungen gezeigten Interesse keine Zusammenarbeit gefolgt ist. Mir wäre es lieber, wenn die Einkäufer gleich sagen würden, dass das Produkt ihren Vorstellungen hinsichtlich Preis, Qualität oder Image nicht entspricht, als dass man hört: „Ein sehr gutes Produkt, eine saubere Qualitätslinie, gut umgesetzt, interessantes Preis-Leistungs-Verhältnis, nach so was habe ich gesucht, wir melden uns…“.
Ich muss bei diesen Ergebnissen für die Zukunft auch überlegen, ob ich weiterhin bei so vielen Präsentationen, die doch sehr zeitintensiv und bei meinem Umsatzvolumen auch sehr teuer sind, teilnehmen werde. Wenn ich diese Zeit nutzen würde, um potentielle Kunden persönlich zu besuchen? Dort habe ich momentan mehr Erfolg.
Ich denke auch, daß Sepp Wimmers Anregungen nicht aus der Portokasse bezahlt werden können, deshlab müßte der Ansprechpartner hier EOS/Handelskammer heißen. Wir als freie Weinbauern werden wohl weiterhin eher kleckern als klotzen müssen, und mit stetiger Kleinarbeit etwas bewirken müssen. Denn auch Marketingfeuerwerke sind nicht immer von lang anhaltender Wirkung. Deshalb stetige Kleinarbeit im Marketing und stetige Kleinarbeit im Keller, um die Qualität immer noch ein Stück weiterzuverbessern!
Sehr interessante Diskussion hier; ich werde die Vorschläge von Sepp Wimmer mit der Agentur Mettler-Vaterlaus besprechen, da diese für die Südtiroler Weinwerbung in der Schweiz zuständig ist. Für das durchschnittliche Mitglied der Freien Weinbauern (um die 25.000 0,75 l-Flaschen) ist es, wie von Armin Kobler erwähnt, aber wohl unmöglich ein derartiges Marketing-Feuerwerk aufzubieten, denn das zumeist pro Mitgliedsbetrieb vorhandene Jahresbudget für Verkaufsförderung von etwa 5.000 Euro, müsste wohl komplett in die Schweiz investiert werden und würde doch noch nicht ausreichen.
aha, alle klar; und endlich korrigiert.
hallo frankie,
ja, am 27.10. waren wir dort.
hatte das ereignis hier herinnen auch angekündigt.
den rest deines kommentars verstehe ich aber komplett nicht.
stehe ich auf der adsl-leitung? 😉
bitte um erklärung.
Nicht in der Zukunft leben – ihr ward im Oktober dort,oder ?
kannst den Kommentar ja dann löschen 😉
s.g. herr wimmer,
danke ihnen für ihre ausführungen und tips!
man merkt, dass sie auch gastronomieberater sind.
ihre vorschläge sind erfrischend unkonventionell und sicherlich auch erfolgversprechend.
gerade in der heutigen zeit, wo das angebot an weinen aber auch an vermarktungsarten und marketingmethoden so gesättig ist wie nie zuvor, muss man sich immer wieder was einfallen lassen.
unsere weinpräsentationen, sicher gut organisiert, wo der wein und der winzer im mittelpunkt stehen, sind doch dagegen sehr klassisch.
vielleicht nicht mehr effizient genug?
wir sollten unsere werbemethoden sicherlich überdenken.
eines aber müssen sie sich bei ihren überlegungen vergegenwärtigen: wir freie weinbauern sind bis auf zwei mitgliedsbetriebe sehr, sehr klein. die meisten produzieren zwischen 20 und 30.000 flaschen im jahr, manche auch nur 5.000. da ist dann der spielraum für kostenintensive werbemaßnahmen sicher gering.
bin in jedem fall neugierig, wie die anderen zürich-reisenden auf ihre vorschläge reagieren werden.
inzwischen freundliche grüße
Lieber Herr Kober
Herzlichen Dank für den kurzen Bericht.
Ich denke, dass das Weingeschäft im generellen, ein reiner Verdrängungswettwerb geworden ist. Vieles läuft auf der persönlichen Bekanntschaft ab. Als Gastronom verkauft man eben die bekannten Labels aus der ganzen Welt, oder die, die man persönlich gerne forciert, mit der persönlichen Geschichte, die hinter dem Winzer steht, die man selber kennen gelernt hat – weil man eben in Südtirol in den Ferien war.
Wichtig wäre eben bei den Veranstaltungen in der Schweiz, dass die Wiederverkäufer kämen. So empfehle ich Ihnen folgende Vorgangsweise. Holen Sie sich über das Internet die 15 wichtigsten Wiederverkäufer der Schweiz mit den Orten: Zürich, Basel, Bern, Chur, St. Gallen, Lugano oder Locarno. Mieten Sie dort in einem Hotel, wo Sie auch gleich selbst übernachten, einen Saal und laden Sie 10 Verkäufer zum Mittagessen ein. Mittags will ja immer jeder essen gehen. Bringen Sie nur Ihre Produkte an den Mann und vergessen Sie nicht das Follow-up! Nehmen Sie bei der Vergleichsdegustation eine Barolo, einen Barbaresco, einen Amarone und einen bekannten Wein aus der Toskana dazu. Das Trinkreife wird gewinnen. Wichtig: alles blind degustieren.
Pinot Grigio, Chardonnay, weil das die Sorte ist, die jeder kennt (darum auch die grosse Nachfrage), Sauvignon wenn’s geht, Gewürztraminer nur süss ausgebaut! Cabernet Sauvignon, Merlot und dann die grossen hot spot’s aus dem Südtirol. Lassen Sie sich ein bisschen etwas von der Italienischen bzw. Südtiroler Handelskammer sponsern. Organisieren Sie später einen Bus und fahren Sie die Leute zu einem Wochenende ins Südtirol, oder mit einem Eisenbahnwaggon ab Zürich. Dann haben Sie die emotionale Bindung zu den Verkäufern hergestellt. Das bedeutet viel Arbeit, aber um Südtiroler Weine bekannter zu machen braucht es Geduld. Aber wem schreibe ich das?!
Noch eine Variante: Versuchen Sie in die Sonntagspresse der Schweiz zu kommen. Dort müssten 4 Hotels, 2 Restaurants und 4 einzigartige Winzer vorgestellt werden, die vielleicht von 4 Schweizer Grössen aus der Gastronomie getestet worden sind, mit den Bewertungen von 17.5 bis 19.5! Dann die Bezugsquellen dazu und ab die Post!
Und noch eine Idee: Finden Sie einen Südtiroler Sommelier der in der Schweiz arbeitet, den Sie auf Verkaufstour schicken. Grundlohn und Provision pro verkaufte Flasche Wein. Er muss das in seiner Freizeit machen. Ferien nehmen oder so. Und dann die In-Lokale der jeweiligen Städte besuchen. 12 Magnum und 6 Doppelmagnums’s mit „schicken“ Etiketten in’s Auto als Geschenke für die Leute hinter der Bar und den Rest verkaufen. Und die 2. Woche das Follow-up. Nachdem die Süditaliener ihre Weine in der Gastronomie platzierten, müsste es mit Deutsch/Italienisch noch besser gehen.
Ich wäre der Erste, der Ihre Weine auf die Karte setzen würde.
Viel Erfolg!
Sepp Wimmer
Zunftwirt zur Waag