Weine zum Jahreswechsel 08/09 am Weinhof Kobler

2009-01-03_20-41-35Im Gegensatz zu den Weinen, welche anlässlich der Weihnachtsessen getrunken wurden, war die Qualität jener, welche zu Sylvester dem Kosum anheim fielen, eher durchwachsen, um ein Modewort zu benutzen.

Als Aperitiv schenkte ich den Gästen einen Alsace Grand Cru Muscat 2003 Altenberg de Bergbieten von Frédéric Mochel ein. Im Aroma trotz des für die Sorte schon fortgeschrittenen Alters noch deutlich erkennbar – Muskataromen mischen sich mit altersbedingten Honignoten – ist dieser Wein ein typischer Jahrgangsvertreter. Das Mundgefühl ist angenehm voll, bald tritt aber der erhöhte Alkoholgehalt im Trunk leider deutlich hervor.

Beim Fleischfondue konnten sich die Gäste abwechselnd für Hühner- Truthahn oder Rindfleisch entscheiden. Dementsprechend bot ich ihnen auch verschiedene Weine an: Der Rheingauer Spätlese trocken Riesling 2003  Oestricher Lenchen vom Weingut Josef Hirschmann aus Winkel zeigte eine wunderbare, bemerkenswert frische Reislingfrucht; zwar schon mit etwas Petrolnoten durchmischt, aber immer noch stark an Pfirsich und Marille erinnernd. Im Mund natürlich für hiesige Geschmäcker etwas restsüß, aber von einer angenehmen Säure aufgewogen, die dem Wein Rasse und Trinkigkeit verlieh, ein toller Essensbegleiter.

Sicherlich sehr bemüht haben sich die Macher des 2005er Granat Riede Altenberg vom Niederösterreichisches Landesweingut Retz – Gut Altenberg. Dieser Verschnitt aus den Sorten Blauer Portugieser, Cabernet Sauvignon und Merlot ist zwar sauber gemacht und für die hinsichtlich Rotwein eher extreme geografische Herkunft auch gelungen, aber er zeigt wenig Persönlichkeit. In der Nase von allgemein gehalten Rotwein- und Holzaromen charakterisiert, ist das Mundgefühl, besonders einen Tag nachdem die Flasche geöffnet wurde, recht angenehm aber es bleibt nicht besonders positiv in Erinnerung.

Der Höhepunkt der trockenen Weine hätte eigentlich ein Cornas 2001 Champelrose der Domaine Courbis sein sollen. Leider konnten wir uns nicht am vergorenen Saft der Syrah-Trauben aus dem Rhonetal erfreuen, da die Flasche von einem defekten Korken verdorben war. Wie war das mit den alternativen Verschlüssen?

Ein Rätsel bleibt für mich auch drei Tage nach dem Öffnen der Morgon 2004 Côte du Py der Domaine Louis Claude Desvignes. Nachdem schon eine Flasche, welche ich vor mehr als einem Jahr geöffnet habe, eigenartig war, glaube ich, dass tatsächlich der Wein an sich so ist. Das Aroma hat einerseits reife, an Rumtopf erinnerde Fruchnoten, aber es kommt auch so ein unangenehmer, mir in Weinen ungewohnter leichter Schimmelton daher, der das Geruchserlebnis nachhaltig stört. Geschmacklich kann man sich von der Gamet-Traube nicht eine große Fülle erwarten, aber auch im Mund ist er mir einerseits etwas zu schlank und zudem spürt man den obgenannten Fehlton auch retronasal. Wenn mir auch eine bestimmte Frankophilie nachgesagt wird (aber eine kritische, füge ich meinerseit hinzu) und ich den Weinene aus dem „Hexagone“ deshalb auch mehr Zeit zur Entwicklung im Glas zugestehe, bereitete mir dieser Wein kein Trinkvergnügen.

Wer mir trotz Beginns des Andreas-Hofer-Gedenkjahres die Franzosen wieder sympathischer macht, ist der abschließende Süßwein Monbazillac Château Tirecul la Gravière 2002 des gleichnamigen Betriebes von Bruno Bilancini. Vom Renommé her deutlich im Schatten des benachbarten Sauternes gelegen, werden in Monbazillac sehr interessante, botrytisgeprägte Süßwein aus den Sorten Muscadelle und Semillon gekeltert. Die Nase sauber, etwas an Zitrus erinnernd, den Ausbau im kleinen Holz nicht leugnend aber auch nicht besonders hervorkehrend, bekommt das Produkt durch die Edelfäule eine Komplexität, welche aus meiner Erfahrung die Passito- und Eis-Weine selten erreichen. Sehr süß im Mund, aber auch dank der präsenten Säure nicht pappig, so stelle ich mir einen Süßwein vor, von dem ich nicht lassen will. Als Techniker will ich auch noch anmerken, dass von einer bei Süßweinen auf Grund des außergwöhnlichen Stresses, dem die Hefen ausgesetzt sind, unvermeidlichen erhöhten flüchtigen Säure gar nichts zu spüren war, Respekt! Ein würdiger Jahresabschlusswein.

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