Wien, Wien, nur du allein… – VieVinum 08

VieVinum08

Eigentlich waren meine Frau Monika und ich nur auf Kurzurlaub in Wien um etwas Großstadtluft zu schnuppern und ein paar nach dem Studium in Wien und Umgebung gebliebene Freunde zu besuchen. Deshalb bekamen wir nur so nebenbei mit, dass die Nachfolgeveranstaltung VieVinum der seinerzeitig auf dem Messegelände stattfindenden „Vinova“ gerade abgehalten wurde. Auch wenn das kulturelle Besuchsprogramm darunter litt, wollten/mussten wir die Gelegenheit nutzen, um unseren Weinwissensstand hinsichtlich österreichischem Wein einem kleinerem Update zu unterziehen.

Im Größenbereich von X.1 deshalb weil bei der großen Vielfalt innerhalb der österreichischen Weinwirtschaft einerseits und der Anzahl der Aussteller (500 Betriebe und 2500 Weine laut Katalog) andrerseits an einem etwas mehr als halben Tag nicht mehr drin war.

Der Eintrittspreis für einen Tag (von 11.00 bis 19.00 Uhr) von 40 € ist nicht gerade geschenkt aber durchaus angemessen. Der Ausstellerkatalog ist übersichtlich und dank der Ringheftung auch angenehm zu benutzen. Die überwältigende Schönheit und Großzügigkeit der Säle in der Hofburg ist eigentlich weithin bekannt und braucht wohl keine Beschreibung. Gerade weil das Ambiente aber so viel imperiale Eleganz ausstrahlt, ist es schade, dass die Räumlichkeiten wie irgendeine Messe benützt werden. Die unzähligen naturgemäß sehr verschiedenen und bunten Banner der Aussteller, aufgestellt z.T. auf engstem Raum, sowie die individuellen, zumeist auch überladenen Tischgestaltungen verleihen der Veranstaltung ein jahrmarktmäßiges Aussehen. Die alleinige dezente aber durchaus zur Orientierung ausreichende offizielle Beschilderung sowie weniger volle Tische mit einheitlichen Weinkühlern würden m.E. dem einzigartigen Ambiente weit mehr entsprechen und den Qualitätsanspruch der ausgestellten Weine auch viel besser wiederspiegeln.

Das kulinarische Angebot, Richtung Burggarten im Freien lokalisiert, war qualitativ gut und im Preis nicht übertrieben, das Personal angenehm engagiert. Die ausgesuchten Themenpfade haben wir leider verpasst, dass aber solche Führungen durch das Wirrwarr an Regionen, Qualitätsstufen und Sorten, welche hauptsächlich für den angehenden Weinliebhaber und -Kenner sehr wichtig sind, angeboten werden, ist sehr zu begrüßen.

Ich kann die Organisatoren insofern verstehen, dass sie möglichst gut die angemieteten Räumlichkeiten ausnutzen wollen, aber diese Messe ist das önologische Aushängeschild Österreichs, weswegen ich die wenigen ausländischen Einsprängsel als unnötig, für die Einheitlichkeit bzw. die Identität der Messe sogar verwirrend empfand. Das gleiche geschieht übrigens auch bei der Vinitaly in Verona, aber was tut man nicht alles, um international zu erscheinen.

Der Andrang war Sonntags nicht sehr stark, weswegen man sich mit den Produzenten auch gut unterhalten konnte. Dass Österreich hinsichtlich der Weinqualität sehr gut dasteht, wusste ich schon vor diesem Messebesuch. Sehr interessant war wie immer, die Nuancen zwischen den einzelnen Betrieben und deren Lagen herauszuschmecken. Einzig bei der Säure kommt mir inzwischen vor, als ob diese nicht mehr so kernig und markant ist, wie noch vor einigen Jahren, was doch m.E. etwas Charakter den Weinen nimmt. Es wäre schade, wenn dies die Folge einer Anpassung an den internationalen (gibt es den übehaupt?) Geschmack wäre. Und bei den Rotweinen ist mir öfters aufgefallen, dass wenn kleines Holz verwendet wird, dessen sensorische Erkennbarkeit auch gewünscht wird.

Als sehr interessant gestaltete sich das Treffen mit Bernhard Fiedler, dessen Blog von mir oft gelesen wird. Er beschrieb nicht nur eingehend seine charaktervollen Weine, sondern erklärte uns ausführlich seine Betriebstruktur, die aktuellen Tendenzen, die Bedeutung traditioneller und neu eingeführter Rebsorten im Burgenland sowie die Eigenheiten der österreichischen Vertriebsstruktur, besonders hinsichtlich des (noch) hohen Ab-Hof-Verkauf-Anteils.

Ich kann mir gut vorstellen, dass ich in zwei Jahren, die VieVinum findet in diesem Rhythmus statt, mit der Weinmesse als Hauptgrund nach Wien fahre.

Foto: Pressefoto von M.A.C.

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