Irgendwie bin ich schon etwas stolz auf unsere Chardonnay-Anlage Ogeaner. Am südlichsten Rand der Gemeinde Margreid und damit fast an der Landesgrenze gelegen, stellt sie mit ihren überwiegend über 60 Jahre alten Stöcken einen markanten Mosaikstein im Gebilde unseres Betriebes dar. Zudem war es das erste Grundstück, das mein Vater, seinerzeit schon mit dieser Sorte bestockt, in den 50er Jahren erworben hat. Der Boden ist ein sehr durchlässiger Flinsboden, wie in die Etsch im Laufe der unzähligen Überschwemmungen vor ihrer Regulierung generiert hat.
Das Erziehungssystem (im Bild ein Foto aus dem vorigen Jahr) ist, entsprechend dem Alter des Weingartens, eine einfache Pergl mit Nord-Süd-Ausrichtung. Die Qualitäten, welche diese Anlage liefert, sind sehr konstant; die Weine weisen immer die Chardonnay-typische Banane- und Ananas-Noten auf, die Säure ist nie zu tief. Auch wenn mir der Ausdruck gar nicht gefällt, so sagen viele Koster diesen Weinen eine bemerkenswerte Mineralität nach (und sind ganz verwundert, wenn ich ihnen die Herkunft des Weines verrate).
Der schwerwiegenste Nachteil gegenüber der Spaliererziehung besteht bei der Pergl sicherlich in der mangelhaften Applikation der Pflanzenschutzmittel und in der verminderten Belüftung, welche ein schnelles Abtrocknen der Trauben nach Regen und Tau gewährleisten sollte. Deshalb macht uns dort der Bortrytispilz ordentlich zu schaffen. Von einem Tag auf den anderen löst der Pilz Botrytis cinerea die Beerenschalen auf und wenn ein Regen folgt, sind deutliche Mengen- und Qualitätseinbußen zu erwarten. Getreu unserem Leitsatz der späten Ernte habe wir lange zugewartet, die fortgeschrittenen Zersetzung der Beerenhäute sowie unsichere Wetterprogonosen ließen uns aber die Notbremse ziehen.
[youtube width=“320″ height=“265″]http://www.youtube.com/watch?v=bQdsupD3gjA[/youtube]Die Mostdaten sind auch in diesem Weingarten ähnlich dem vorigen Jahr und durchaus befriedigend: 18,2 °KMW, pH 3,58 und 7,3 g titrierbare Säure pro Liter. Der Chardonnay soll ja schlussendlich auch der leichtere Kollege des Grauen Burgunders sein, mit etwas mehr Säure und einem schlankeren Körper.
hallo lorenz,
hat dich frau raifer kontaktiert?
Ich werde nächstes Jahr in Passeier, Wangen, St. Georgen
bei Gries, Schlanders und in Pustertal weissen Lagrein, zum Test-Feld-Versuch in Pergl-System anbauen, da nur das Pergel-System langfristig und nachhaltig in Frage kommt.
ps.: Ich suche noch einen guten Kellermeister, wo ich anliefern kann und der mir aus der ersten Ernte dann einen Wein macht… kennst du da jemand 😉
hallo günther,
sicher, die emotionale seite spielt gerade beim wein richtigerweise eine sehr große rolle. „wir verkaufen keine sache, sondern emotionen“ pflegte meine früherer kellereiobmann terzer immer zu sagen.
leider hat die pergl bei den sorten, die nicht vernatsch und lagrein sind, wesentliche nachteile in der arbeitswirtschaft und im pflanzenschutz. wer weiß, wie lange es sie in dieser verbreitung noch geben wird.
Bravo Armin! Ich hoffe, das auch das Erziehungssystem „Pergl“ uns noch lange erhalten bleibt! Das hat jetzt weniger mit meinen ewigen kritischen Reden zu tun, sondern einfach weil die Pergl in mir fantastische Kindheitserinnerungen weckt. Sie war unter anderem mein Rettunganker vor eine Attacke eines Schäferhundes. Und meine Wimm-Premiere fand auch unter ihr statt! 🙂